11. Klasse Januar Leseverstehen
30 Questions
                  Ein Weihnachtslied geht um die Welt
 
Auf der ganzen Welt kennen fast zwei Milliarden Menschen „Stille Nacht!". „Stille Nacht! Heilige Nacht!" gibt es in mehr als 300 Sprachen und Dialekten. Wenn der Texter und der Komponist von „Stille Nacht!" heute einen ähnlichen Erfolg hätten, wären sie reich. Aber vor 190 Jahren dachte niemand an Erfolg. Im Gegenteil. Als Joseph Mohr und Franz Xaver Gruber am 24. Dezember 1818 „Stille Nacht!" zum ersten Mal aufführten, war das vielleicht mehr eine Notlösung: In Oberndorf, 17 Kilometer nördlich von Salzburg, war die Kirchenorgel kaputt, so die Legende. Die Christmette in der Sankt Nikolaus Kirche sollte aber nicht ohne Musik sein. Also brachte Pfarrer Mohr seinem Freund und Organisten Gruber vor Weihnachten ein selbst geschriebenes Gedicht. Der schrieb dazu die Musik. An Heiligabend wurde „Stille Nacht!" zum ersten Mal gesungen. Es dauerte nicht lange, bis das Lied auch an anderen Orten populär wurde. Drei Jahre später arbeitete der Orgelbauer Carl Mauracher in Arnsberg, nur drei Kilometer von Oberndorf entfernt. Er kannte Gruber. Und er baute auch eine neue Orgel für die Oberndorfer. Das Lied aus dem Salzburger Land nahm er mit nach Hause. So wurde „Stille Nacht!" auch im Zillertal bekannt.
Schon 1822 hörten es Kaiser Franz I. von Österreich und Zar Alexander I. von Russland bei einem Besuch im Zillertal. Den Texter und den Komponisten kannte da schon niemand mehr. „Stille Nacht!" war nun ein Zillertaler Volkslied. Als solches wurde es auch schnell außerhalb von Österreich populär.
Renate Ebeling-Winkler hat die Geschichte der Verbreitung von „Stille Nacht!" untersucht. Nur sieben Jahre später, erzählt die 58-Jährige, war das Lied zum ersten Mal in Amerika zu hören. Am Weihnachtsabend 1839 trat die Sängerfamilie Rainer aus dem Zillertal in New York auf. „In der Wall Street, vor dem Alexander Hamilton Memorial, wurde ,Stille Nacht!' dann zum ersten Mal gesungen", berichtet die Expertin. Es hat nur 20 Jahre gedauert, bis das Lied aus Oberndorf auch in New York bekannt war.
Auf der ganzen Welt singen die Menschen am 24. Dezember dieses Lied. Warum dieses und kein anderes? Renate Ebeling-Winkler hat auch darauf schnell eine Antwort „Die Entstehung von ,Stille Nacht!' fällt in eine schwere Zeit", berichtet sie. Die Napoleonischen Kriege waren gerade zu Ende. Ein Teil Salzburgs kam 1816 zu Bayern, der größere Teil aber zu Österreich. Auch Oberndorf wurde geteilt: Die Salzach wurde zur Staatsgrenze. Durch den Salztransport auf dem Fluss waren viele Menschen in Laufen und Oberndorf reich geworden. Aber nun wurde Oberndorf von seinem Stadtzentrum in Laufen getrennt. „Vieles war zerstört. Arbeit gab es kaum. Die neue Grenze ging mitten durch die Stadt. Das war wie ein kleines Berlin", sagt die Expertin.
Das Lied von Joseph Mohr und Franz Xaver Gruber sollte den Besuchern der Christmette  in der Sankt Nikolaus Kirche in Oberndorf am 24. Dezember 1818 ein bisschen Freude machen. Wenigstens für eine kurze Zeit sollten sie Hunger und Krieg vergessen können. „Stille Nacht! Heilige Nacht!" war damals schon mehr als eine Notlösung. Das ist es auch heute noch.                                                                                          


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